CATELYN
Der Himmel im Osten schimmerte rosig und golden,
als die Sonne über dem Grünen Tal von Arryn
aufging. Catelyn Stark beobachtete, wie sich das
Licht ausbreitete, während ihre Hände auf dem glatt
gemeißelten Stein der Balustrade vor ihrem Fenster
ruhten. Unter ihr war die Welt schwarz, wurde
dunkelblau, dann grün, während der Morgen über
Felder und Wälder kroch. Fahle, weiße Nebel stiegen
von Alyssas Tränen auf, wo gespenstische
Fluten über die Schulter des Berges drängten und
ihren langen Sturz die Wand der Riesenlanze hinab
begannen. Catelyn spürte den leichten Sprühregen
auf ihrem Gesicht.
Alyssa Arryn hatte erlebt, wie ihr Mann, ihre
Brüder und ihre Kinder erschlagen wurden, und
doch hatte sie nie eine Träne darüber vergossen. So
hatten die Götter beschlossen, dass sie keine Ruhe
finden sollte, bis ihr Weinen die schwarze Erde des
Grünen Tales bewässerte, wo die Menschen, die sie
geliebt hatte, begraben lagen. Mittlerweile war
Alyssa sechstausend Jahre tot, und dennoch fand
kein Tropfen des Wasserfalls je den Weg ins Tal.
Catelyn fragte sich, wie groß der Sturzbach ihrer
Tränen sein würde, wenn sie starb. »Erzählt mir
auch den Rest«, sagte sie.